Geschichtlicher Überblick - Blick in die Zukunft

Die heutige Gemeinde Lichtenwald entstand am 1. Januar 1971 durch den freiwilligen Zusammenschluss der ehemals selbständigen Gemeinden Hegenlohe und Thomashardt und erhielt ihren Namen nach dem Waldgebiet, das beide Ortsteile umgibt. Aus der räumlichen Nähe erwuchsen für die Geschichte beider Gemeinden im Laufe der vergangenen Jahrhunderte zahlreiche Gemeinsamkeiten, aber auch bedeutende Unterschiede, insbesondere in der Struktur der beiden Orte und der Mentalität ihrer Einwohner.

 

Hegenlohe wird erstmals unter dem Namen "Haginilo" am 26. April 1173 erwähnt, als Papst Calixtus III. die Besitzungen des Klosters Sankt Blasien (Südschwarzwald) in Hegenlohe und anderen Orten bestätigt. Bis 1364 hatten die Herzöge von Teck die Vogtei, das heißt die Gerichtsbarkeit sowohl über den eigenen Besitz im Ort, als auch über die Besitzungen des Klosters inne. Dann übergaben sie die Vogtei über Hegenlohe an die Grafen von Württemberg, die ihre Rechte unter anderem an die Esslinger Familie Holdermann verlieh. 1457 fielen die Vogteirechte zurück an die Württemberger, die den Ort jetzt aber dem Amt (seit 1806 Oberamt) Schorndorf zuwiesen. Mit der Gebietsreform von 1938 kam die Gemeinde zum Landkreis Esslingen.


Die Grundherrschaft im Ort besaßen neben dem Kloster St. Blasien ebenfalls die Herzöge von Teck. Die Grafen von Württemberg übernahmen 1379 die teckischen Güter. Den Besitz des Klosters verwaltete - seit 1402 nachweisbar - die Propstei Nellingen (auf den Fildern). Durch einen Tauschvertrag vom 20. September 1649 erwarb Herzog Eberhard III. von Württemberg die Propstei Nellingen mit ihren Besitzungen in Hegenlohe, insbesondere die Mühle und die sieben Lehen. Damit waren sowohl die Vogtei als auch die Grundherrschaft im Ort in der Hand der Herzöge von Württemberg vereint.

 

Auf Hegenloher Markung bestand die um 1140 genannte Siedlung "Ritzisweiler", die aber vor 1379 aufgegeben wurde. Eine andere Siedlung namens "Witzenweiler" ging schon vor dem Dreißigjährigen Krieg ab.


Eine Kirche, die dem Kloster St. Blasien gehörte, wird 1173 erwähnt und 1275 erstmals ein eigener Pfarrer genannt. Zwischen 1200 und 1479 entstand das heutige Kirchengebäude. Für beide Gemeinden gab es stets die Gesamtkirchengemeinde Hegenlohe- Thomashardt. Seit dem Zusammenschluss der beiden bürgerlichen Gemeinden 1971 führt sie die Bezeichnung Evangelische Kirchengemeinde Lichtenwald. Zwischen 1695 und 1700 begann die Gemeinde damit, den Schulunterricht im Ort einzuführen. Vorher mußten die Schulpflichtigen - zunächst nur die Buben, Mädchen erst seit 1739 - die Schulen in Thomashardt und Hohengehren besuchen. Seit 1710 existierte ein Schulgebäude, das 1765 und 1909 durch Neubauten ersetzt wurde. Die rasch gewachsene Bevölkerung nach 1945 erforderte in beiden Gemeinden mehr Schulraum. Hegenlohe schloss sich mit Thomashardt zu einem Schulverband zusammen und errichtete 1962 ein Schulgebäude an der Markungsgrenze, das heute die Grundschule beherbergt. Bedingt durch die geographische Lage und die verheerenden Kriege seit dem 17. Jahrhundert entwickelte sich der Ort bis 1945 nur sehr langsam.

 

Nach dem Dreißigjährigen Krieg gab es noch 40 Einwohner in Hegenlohe. Bis ins Jahr 1702 verdoppelte sich die Bevölkerung, aber es dauerte fast 100 Jahre, um die Zahl der Einwohner auf 236 zu erhöhen. Im 19. Jahrhundert pendelte der Stand der Bevölkerung zwischen 278 und 371 Einwohner. Der Zustrom der Flüchtlinge nach dem zweiten Weltkrieg führte innerhalb eines Jahres zu einem Anstieg von 30% auf 411 Personen (gegenüber 316 Einwohner im Jahr 1939). Bis 1961 wuchs die Bevölkerung nochmals um 14% und im Jahr 1970 hatten beide Gemeinden zusammen 1.396 Einwohner. In den folgenden 25 Jahren verdoppelte sich die Zahl auf 2.600 Personen im Jahre 1995. Im Wirtschaftsleben konzentrierten sich die Bewohner beider Gemeinden bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts auf die Landwirtschaft und die Nutzung des Waldes. Daneben gab es einige Handwerker für den örtlichen Bedarf. Die beiden Mühlen bleiben über Jahrhunderte die größten Gewerbebetriebe. Die ältere, die Bannmühle im Reichenbachtal, arbeitete schon vor 1402 bis zum Brand im Dreißigjährigen Krieg und danach wieder von 1675 bis 1932. Während dieser drei Jahrhunderte befand sich die Mühle im Besitz der Familie Specht.

 

Die Bezeichnung "Bannmühle" hängt mit dem herrschaftlichen Mühlrecht zusammen. Es bedeutete, dass die Einwohner von Baltmannsweiler, Hegenlohe, Hohengehren und Thomashardt ihr Getreide dort bis zur Ablösung dieses Bannrechts 1849 mahlen lassen mussten. Die zweite Mühle diente zwischen 1772 und 1854 als Ölmühle, bis 1867 als Knochenmühle und seither als Sägemühle. Das stürmische Wachstum der "Wirtschaftswunderjahre" nach 1945 brachte auch in Hegenlohe den strukturellen Wandel vom reinen Bauerndorf zur Wohngemeinde mit sich. Der Anteil der Pendler unter den Erwerbstätigen stieg kontinuierlich, und die Zahl der Wohngebäude im Ort nahm zwischen 1945 und 1969 um 150% zu.

 

Thomashardt ist erstmals in einer Urkunde vom 18. November 1324 in der Namensform "Dagemanshart" nachweisbar. Im Gegensatz zu Hegenlohe lagen hier die Vogteirechte und die Grundherrschaft bis auf eine Ausnahme immer in einer Hand. Ein Teil des Orts gehörte bis 1333 den Grafen von Aichelberg, ein anderer bis 1367 den Herzögen von Teck. Nachfolgend besaßen die Grafen von Württemberg die jeweiligen Rechte. Sie verliehen aus ihrem Teil des Ortes Güter, so zum Beispiel 1344 an Bombast von Hohenheim, einem Vorfahren des berühmten Arztes Theophrast Bombast von Hohenheim genannt Paracelsus (1493/94 - 1541). Der dritte Teil des Dorfes befand sich ab 1268 im Besitz des Klosters Adelberg, das seine Vogteirechte 1362 an Württemberg übergab. Die Grundherrschaft übte das Kloster selbst bis 1535 aus. Durch die Säkularisation gingen die Grundrechte des Klosters im selben Jahr an die Herzöge von Württemberg über. Seit 1453 gehörte die Gemeinde zum Amt und späteren Oberamt Schorndorf und ab 1938 zum Landkreis Esslingen.


Thomashardt besaß von Anfang an weder eine eigene Pfarrei noch ein Kirchengebäude. Die Gemeinde wurde von Hegenlohe aus betreut. Andachten hielt man im Schulraum des Rathauses ab. Erst 1965/1966 konnte die Auferstehungskirche gebaut werden.

 

Anders als im kirchlichen Bereich entwickelte sich Thomashardt beim Schulunterricht schneller als Hegenlohe. Wie schon gesagt, besuchten die Hegenloher Schüler bis etwa 1690 den Unterricht in Thomashardt. Ein Schulgebäude wurde 1812 gebaut, das bis zum Bau der Schule in Hegenlohe 1962 als Schule und Rathaus benutzt wurde. Thomashardt hatte früher stets mehr Einwohner als Hegenlohe, aber die Gesamtbevölkerung wuchs und verringerte sich im selben Verhältnis wie in Hegenlohe. So bewegte sich im 19. Jahrhundert die Zahl der Einwohner zwischen 309 und 414 Personen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erhöhte sich die Bevölkerung um 32% auf 433 Personen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erhöhte sich die Bevölkerung um 32% auf 433 Personen gegenüber 327 im Jahr 1939. Innerhalb von 15 Jahren wuchs die Einwohnerschaft nochmals um 20% auf 545 im Jahr 1961 an.


Wie in Hegenlohe dominierte auch in Thomashardt über Jahrhunderte die Landwirtschaft im Erwerbsleben. Daneben nutzten die Einwohner auch den Wald intensiv. Schon im 16. Jahrhundert ist die Köhlerei in den Gewannen Bergwiesen und Kohlplatte bezeugt. Sie wurde auf der Kohlplatte noch im vergangenen Jahrhundert ausgeübt. Den Bedarf an Gegenständen des täglichen Bedarfs deckten die örtlichen Handwerker. Seit den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts nimmt die Beschäftigung in der Landwirtschaft kontinuierlich ab. Die meisten Einwohner pendeln zur Arbeit in die Städte (1987 arbeiteten 79,6% der 1172 Erwerbstätigen aus Lichtenwald in den Städten im Neckartal und im Filstal).


Der Aufschwung für Thomashardt setzte nach 1949 ein, als das Geldvermögen der Einwohner wuchs und durch das höhere Steueraufkommen auch die Gemeinde davon profitierte. So konnte auch hier die Wasserversorgung und die Kanalisation ausgebaut werden, was die Wohnqualität erheblich verbesserte. Auch die Erholungsmöglichkeiten wurden durch den Ausbau der Wanderwege gefördert. Bereits vor der Vereinigung beider Gemeinden im Jahr 1971 gab es bedeutende Gemeinsamkeiten zwischen Hegenlohe und Thomashardt.


Hegenlohe, Thomashardt, Schlichten und Baiereck bildeten seit 1819 eine Gesamtgemeinde mit Sitz in Thomashardt und verloren damit ihre Selbständigkeit. Nach dem Ausscheiden von Baiereck und Schlichten trennten sich die beiden verbliebenen Teilorte am 29. September 1825 und erhielten ihre Selbständigkeit zurück. Eine weitere Gemeinsamkeit bildete die Zugehörigkeit beider Gemeinden zum Schlichter Waldgericht , das zwischen 1560 und 1819 bestand.


Dieses Gericht tagte in Hohengehren, zuletzt unter dem Vorsitz des Amtmanns von Schnait. Es setzte sich aus den Schultheißen und je 3 Männern aus Hohengehren, 2 Männern aus Baltmannsweiler sowie je einem Mann aus Hegenlohe, Thomashardt und Schlichten zusammen. Das Gericht verhandelte Fälle der niederen Gerichtsbarkeit, zum Beispiel Diebstahl, Betrug, Erbstreitigkeiten, Hausfriedensbruch, Körperverletzung, Beleidigung, Waldfrevel (unter anderem Holzdiebstahl) und Flurvergehen (wie zum Beispiel Grenzsteinversetzungen).

 

Die letzten 40 Jahre...

Ein Markstein in der Geschichte von Hegenlohe und Thomashardt bildete der Zusammenschluss zu der neuen Einheitsgemeinde Lichtenwald am 1. Januar 1971. Die Bürgerschaft hat im Rahmen eines Bürgeranhörungsverfahrens bei einer hohen Wahlbeteiligung für die Einheitsgemeinde gestimmt, und zwar mit über 90%. Damit wurde die drohende Eingemeindung in die Nachbargemeinde Reichenbach an der Fils umgangen.


Diese freiwillige Reform beendete ein - trotz vieler Gemeinsamkeiten - jahrhundertelanges Nebeneinander und leitete ein der Entwicklung angepasstes Miteinander ein. Die gestärkte Einheitsgemeinde konnte seit damals ihre Infrastruktur erheblich verbessern und weiterentwickeln. Die Einwohnerzahl ist innerhalb von 30 Jahren von 1.512 im Jahr 1971 auf 2.572 Einwohner im Jahre 2003 angewachsen. Als Folge der starken Bevölkerungsentwicklung mussten zahlreiche kommunale Aufgaben bewältigt werden. So wurden neue Wohngebiete geschaffen und viele neue Straßen mit Ver- und Entsorgungsleitungen gebaut. Im Rahmen der Dorfsanierung in Thomashardt wurden das Rathaus und der Dorfplatz im Jahr 1988 neu gestaltet. Für Furore sorgte im 25-jährigen Jubiläumsjahr 1996 die künstlerische Gestaltung des Thomashardter Wasserturms.

 

Das einheimische Künstlerehepaar Heinze hat im oberen Bereich ein buntes Keramikfliesen-Mosaik in Wassertropfenform, das ein Überlaufen des Turms symbolisieren soll, angebracht. Im Juli 1998 weihten wir unser Jugendhaus bei der Grundschule ein. Feuerwehr, Bauhof und ein Bürgersaal für Vereine und kulturelle Veranstaltungen, aber auch private Nutzungen, sind seit Oktober 2000 in unserem neuen Bürgerzentrum untergebracht. Somit ging ein langgehegter Wunsch nach einer Bürgerbegegnungsstätte in Erfüllung. Auch die Zentralisierung der beiden Feuerwehrabteilungen in einem Gebäude unterstützt das Zusammenwachsen unserer Ortsteile.

 

Im Jahr 2001 wurde der Ortsteil Hegenlohe in das Landessanierungsprogramm des Landes Baden-Württemberg aufgenommen. Seitdem wurden insbesondere entlang der Landesstrasse, aber auch in der Probststrasse und in anderen Straßen im alten Ortskern zahlreiche private Sanierungsmaßnahmen gefördert. Dadurch ist das Ortsbild erheblich aufgewertet worden. Private Eigentümer haben die Möglichkeit, Landeszuschüsse bis max. 30.000,- € zu erhalten. Allerdings trägt die Gemeinde Lichtenwald davon einen Anteil von 40%. Sehr erfreulich ist es, dass im Jahr 2008 nun erstmals öffentliche Sanierungsmaßnahmen der Gemeinde möglich waren. Wir haben den Verbindungsweg zwischen der Thomashardter Strasse und dem Brunnenwiesenweg neu ausgebaut und das Rathausgebäude Hegenlohe saniert. Im Anschluss erfolgte die sehr gelungene Neugestaltung des Dorfplatzes, den wir im Jahr 2010 fertig stellten. Allerdings haben wir die Verwaltungszweigstelle aufgegeben und das Erdgeschoss des Rathauses an eine physiotherapeutische Praxis vermietet. Die Bücherei ist seit Oktober 2010 zentral in der Grundschule untergebracht.

 

Die von dem Bankenkrach am 15.09.2008 ausgelöste Finanz- und Wirtschaftskrise stellt auch die kleine Gemeinde Lichtenwald, die über sehr geringe Gewerbesteuereinnahmen verfügt, vor große finanzielle Probleme. Nachdem aufgrund der vorliegenden Steuerschätzungen in den Jahren 2010 bis 2013 mit erheblichen Haushaltsdefiziten zu rechnen war, stellte die Bürgermeisterin die Prüfung der Vorteile und Nachteile einer Fusion mit der Nachbargemeinde Reichenbach in den Raum. Da eine Mehrheit des Gemeinderats eine solche Überlegung massiv zurück wies, wurde das Thema von ihr nicht weiter verfolgt. Sie verband diese Empfehlung mit der Aussage, für eine dritte Amtszeit nicht kandidieren zu wollen.

 

Der erste Spatenstich für das neue Baugebiet „Hohenrain/Gassenäcker“ mit rd. 70 Bauplätzen erfolgte im April 2005. Die Bauplatzpreise liegen deutlich unter dem durchschnittlichen Niveau im Landkreis Esslingen. Familien mit Kindern erhalten einen prozentualen Abschlag von 3%, 5% und 7% bis drei und mehr Kindern. Das Besondere: Dieser Abschlag wird auch noch nachträglich fünf Jahre nach Abschluss des Kaufvertrages gewährt. Seit September 2008 gibt es für Kindergartenkinder und Grundschulkinder eine Ganztagsbetreuung mit Mittagessen, seit 2012 auch Tagesmütter und eine Kinderkrippe.

 

Blick nach vorn

Die Fertigstellung der Planung einer neuen Mehrzweckhalle neben der Grundschule wurde im Frühjahr 2010 zunächst auf Eis gelegt, da die beantragten Zuschüsse aus der Sportfachförderung und dem Ausgleichstock nicht bewilligt wurden. Jedoch wurde der Bau 2012 realisiert und die alte Sport- und Gemeindehalle abgebrochen.

 

Für das Frühjahr 2013 ist die Erschließung des Baugebietes "Thomashardt-Ost" mit getrenntem Wohn- und Gewerbegebiet sowie die Ansiedlung eines Supermarktes mit Bäckerei und Getränkemarkt ebendort vorgesehen. Die Gemeinde erhofft sich dadurch mehr Arbeitsplätze am Ort, erhöhte Gewerbesteuereinnahmen und die Wiederherstellung einer vollständigen Nahversorgung für die Bevölkerung.

 

Das Gewerbegebiet existiert mittlerweile und das Wohngebiet ist seit Sommer 2014 bereits schon wieder ausverkauft. Der Supermarkt mit Getränkemarkt und Bäckerei wurde im Mai 2014 eröffnet.